Die Roten Spitzen

Öffnungszeiten (Mai – Oktober) und Führungen

Freitag bis Sonntag 13:00 Uhr – 16:30 Uhr

Erwachsene: 5,00 € p.P.

Ermäßigt: 3,00 € p.P.

Führung 12:00 Uhr Gebühr 3,00 € p.P.

Kombikarte (Schloss + Rote Spitzen): 10,00 € p.P.

Ermäßigt: 8,00 €

Heute Wahrzeichen der Stadt Altenburg, einst mächtiges Augustiner-Chorherrenstift

Willkommen in dem 2013 eröffneten Informationszentrum. Hier erlebt der Besucher eine Zeitreise ins Mittelalter und erhält mittels moderner Technik Einblick in die Struktur der „Roten Spitzen“. Er kann die archäologische Grabung begehen, trifft auf bisher Verborgenes und hat die Chance, die romanische Stiftskirche, wenn auch teilweise nur im Bereich von Fundamenten, in ihrer gesamten Dimension zu erfassen.

In der Kapelle des Südturmes sieht man in einer Apsis eine Wandmalerei: Die Gottesmutter mit Christus in einer Mandorla sitzend, wird von ihrem Sohn gekrönt. Diese Form der Marienkrönung gilt als einzigartige Darstellung nördlich der Alpen. Lange Zeit war sie vollständig vermauert und somit dem Blick des Betrachters entzogen.

Zwischen dem südlichen und dem nördlichen Turm befindet sich eine tonnengewölbte Vorhalle, in der das dreifach gestufte Rundbogenportal mit eingestellten Säulen das Interesse auf sich zieht. Gestalterisches Element ist hier der Materialwechsel von weißem Sand- und rotem Backstein. Das Tonnengewölbe war einst mit Heiligendarstellungen und figurenreichen biblischen Szenen ausgemalt. Reste davon wurden im Zuge von Bauforschungen wiederentdeckt.

Im Nordturm ist der Besucher angehalten, am Klosterpuzzle „Geschichte zum Anfassen“ wörtlich zu nehmen. Eine Anzahl von interaktiven Bausteinen lassen das Altenburger Augustiner-Chorherrenstift virtuell auferstehen. Die genaue Platzierung von Klausurhof, Bibliothek und anderer Gebäude zur Stiftskirche wird so sichtbar.

Eine Präsentation in den Räumen des Obergeschosses thematisiert das Adelsgeschlecht der Staufer, die Person Kaiser Friedrich I. Barbarossa, die Baugeschichte des Stiftes und die ehemals hier wirkenden Ordensgeistlichen.

Die archäologischen Grabungsflächen zeigen anschaulich am Original u.a. den Aufbau von Fundamenten und aufgehendem Mauerwerk und geben Einblicke auf spätere weltliche Umbauten.

Seit 2006 setzte die Stadt Altenburg ein Gesamtkonzept zur denkmalpflegerischen Untersuchung und Instandsetzung des romanischen Bauwerks um. Gezielte archäologische Grabungen, intensive Bauforschungen und umfängliche Restaurierungsarbeiten an den Türmen wurden in Auftrag gegeben. Ziel des Projektes war, das Areal zu sichern, für zukünftige Generationen zu erhalten und perspektivisch die Zugänglichkeit für eine breite Öffentlichkeit zu gewährleisten.

Spätestens seit 1132 diente Altenburg mehreren deutschen Königen und Kaisern als Pfalzort. Unter dem Staufer Friedrich I. Barbarossa avancierte die Stadt zur Reichsstadt und zum Verwaltungsmittelpunkt des Pleißenlandes. Der Kaiser lässt die Stadt ausbauen und befestigen, stattet sie mit Privilegien aus und etabliert eine Münzstätte sowie ein Hospital. Altenburg erlangte als zentraler Ort im Rahmen der Sicherung und des Ausbaues der staufischen Hausmacht große Bedeutung. Das Pleißenland war das östlichste Herrschaftsgebiet im Reichsland und hatte strategische Bedeutung im Zusammenhang mit dem Vogt- und Egerland.

Barbarossa besuchte nachweislich sieben Mal Altenburg und weilte in der auf dem Burgberg befindlichen Kaiserpfalz. Ab 1165 befördert der Kaiser den Bau einer dreischiffigen Basilika mit Doppelturmanlage unweit der Stadt. Form und Ausführung finden Parallelen in oberitalienischen Sakralbauten. Der imposante Kirchenbau gilt als einer der ersten Backsteingroßbauten nördlich der Alpen.

1172 wurde die Stiftskirche „St. Marien“ in Anwesenheit von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Bischof Udo von Naumburg geweiht und mit Augustiner-Chorherren besetzt. Das Stift erhielt umfängliche Privilegien, Rechte und Besitzungen. Der Stiftsbezirk umfasste annähernd drei Hektar.

In Folge der Reformation kam es 1543 zur Auflösung des Augustiner-Chorherrenstift „Unser Lieben Frauen St. Marien auf dem Berge“ vor Altenburg. In nachfolgender Zeit wurde das Gelände veräußert, einige Gebäude abgerissen oder fanden für verschiedene weltliche Zwecke Verwendung. Ab 1665 diente das Kirchenschiff durch den Einbau von Wänden und Zwischendecken als Schule, Witwen- und Waisenhaus. Die Turmgeschosse beherbergten zeitweise Gefängnis, Zuchthaus und Irrenhaus. Im 20. Jahrhundert waren hier befristet das Regierungsarchiv, Werkstätten, Wohnungen und zwischen 1950 und 1972 ein Museum für Sakrale Kunst eingerichtet, denen eine lange Zeit des Leerstandes folgte.